Langsam komme ich in Stimmung. Nicht Weihnachten, aber Ferien. Ich gehe momentan sehr entspannt mit Unterrichtsstörungen oder der Arbeitshaltung meiner Schüler um. Frei nach dem Motto:

Macht doch was ihr wollt, macht ihr doch sowieso!

Da mein Kotzbrocken auffälligster Schüler bereits seit Wochen erkrankt ist, geht es auch, mal locker zu lassen. Richtig nett war es heute!
Aber nach den Ferien, da gehts wieder zur Sache!

...ist das Verhältnis meiner Kinder zum Christkind, zum Weihnachtsmann oder zum Nikolaus.

Sie sind ja nun bereits im dritten Schuljahr angelangt und der als Nikolaus verkleidete Vater einer Kollegin schüchterte sie vergangenen Woche kein Stück ein... So wenig, dass ich fast die Geschenke aus dem Sack wieder an mich reißen wollte. (Die können einem auch jeden Spaß verderben!!....)

Dennoch brach heute erneut eine fast theologische Diskussion vom Zaun. Weihnachtsmann vs. Christkind!! Aber mit einer Heftigkeit und Inbrunst wurde da von Gepolter auf dem Dach bzw. Federn auf der Treppe berichtet. Das Ganze immer mit staunenden Blicken von den Mitschülern zur Kenntnis genommen und sicher ein Stück weit geglaubt!

Mein obercooler Schüler M., just jener, den ich letzte Woche dem Nikolaus am liebsten IM SACK mitgegeben hätte, fasste das ganze lautstark, überzeugt und vor allen Dingen überzeugend zusammen:

Den Weihnachtsmann gab es nie, der ist in Amerika erfunden worden. Und du R., du kannst gar nicht mit dem Christkind zusammengelaufen sein, das ist doch ein Engel, da geht man durch!

Jetzt schon. Zumindest die ersten Anzeichen davon. Schülerin A.

Null Anstrengungsbereitschaft, frech, aufsässig und und und.Aber immer top gestylt.

Heute hat die liebe A aber den Vogel abgeschossen, als ich sie auf ihren hingerotzten etwas misslungenen Aufsatz ansprach:

Models müssen nicht schlau sein!

Und ich befürchte, das ist ihr voller Ernst!

Wir sind ja nun in der Mitte des dritten Schuljahres angelangt...Meine Schüler werden immer cooler.
Folgendes zierte heute meine Tafel:






Ich ergriff sofort die Chance, die Interessen meiner Schüler bei Lerninhalten zu berücksichtigen:



Wieder was gelernt!

Da momentan der Schülerbestand durch Krankheit etwas geschrumpft ist, läuft alles ein wenig lockerer. Wie sagte ich gestern so schön: Wir machen es uns gemütlich!

So können die Gesprächsthemen auch mal vom Unterrichtsinhalt abweichen....

Schülerin A.: "Frau Spezialistin, bist du eigentlich verheiratet?"
Als Antwort hält die Frau Spezialistin grinsend ihre unberingten Hände in die Luft...
Schülerin A: "Das wird aber langsam mal Zeit!"
Spezialistin: " Ab wann sollte man denn deiner Meinung nach verheiratet sein?"
A.: "Mit 18"....
Frau Spezialistin: "Ach so..."

Aber auch die anderen schien nun das Thema zu beschäftigen, so riet mir G. mehr zu flirten, R. verwies mich ans Internet....und überhaupt könnte ich ja Kinder kriegen, die ab kommenden Schuljahr dann auch in unsere Klasse gehen könnten....

Die Mädels mit mehr Durchblick ("Die hat doch nen Freund! Den soll die mal heiraten!") gingen dann in die konkrete Planung über:

So erklärte J.: "Also, E. und ich spielen dann Geige, G. kann ihre Gitarre mitbringen und Gi. flötet!"


Die Musikerinnen erklärten sich bereit, auch zu spielen, sollte das Großereignis nach ihrer Grundschulzeit steigen...
Dann ist das Wichtigste wohl geklärt!



....und was in der ein oder anderen Familie am Wochenende spekuliert wird, möchte ich nicht wirklich wissen!

Mindestens einmal am Tag geht mein Blick suchend durch den Klassenraum, die Hand greift an den Hals (mein Schulschlüssel befindet sich an einem Band, welches man um den Hals hängt, damit man den Schlüssel immer griffbereit hat...), in alle Taschen und es ertönt die Frage: Hat jemand meinen Schlüssel gesehen?

Heute schaue ich mich um (habe allerdings was anderes gesucht....) da ruft es von der Seite:

Frau Spezialistin, dein Schlüssel liegt da hinten auf dem Regal!

Bei wem hatten diese Kinder in den letzten zwei Jahren eigentlich Deutsch????

Wie der Teufel das Weihwasser meide ich seit über einer Woche alles, was mit Schule zu tun hat (inklusive Anrufe/Einladungen von Kollegen!)

Vom Müßiggang der letzten Tage gestärkt, setze ich mich an den Schreibtisch. Natürlich beginne ich NICHT mit den Aufsätzen, sondern zur Auflockerung mit den Mathe-Arbeiten!

DAS habe ich nun davon, eine erste Durchsicht lässt eine Katastrophe vermuten, ich raufe mir die Haare. Selbst die Kopfrechenaufgaben, welche ich clevererweise nicht finde und zur vollständigen Auswertung nun auf meine Paralellkollegin angewiesen bin, wird da die wenigsten retten können!

Wie wird es mir da erst mit den Aufsätzen gehen!?

Mannomann, heulend sitzt gerade die Mutter einer Schülerin vor mir. Sonst ein energiereiches Lebensbündel, dass die Probleme ihrer Tochter aber nie so richtig ernst nimmt....

Heute, aufgrund massiver Probleme und Hilflosigkeit sowohl bei Erziehern, Lehrern UND AUCH Eltern der dringende Rat, den Schulpsychologen aufzusuchen....

Ich habe wohl den Finger auf eine ganz wunde Stelle gelegt, ich glaube, sie hat Angst, dass verborgene Dinge (Vermutlich die Ursache der Probleme) ans Licht kommen....

Und ich wollte doch nur helfen....

Ich war eben nach Feierabend auf dem Rückweg von der Schule im Supermarkt meines Vertrauens....Hauptsächlich um Tabakwaren fürs Wochenende zu erstehen.

In der Hand Kaffee und ein diättaugliches Fertiggericht stehe ich an der Kasse, als mein Blick auf eine "Schülermutter" der Paralellklasse, in der ich seit diesem Jahr auch unterrichte, fällt. Höflich grüße ich und denke, damit hat sich die Sache....

Weit gefehlt: Das Verhalten und die Leistungen werden also an der Kasse besprochen!!!

Ich habe schon viel in Sachen Elternarbeit gelernt, wahrscheinlich hat mir just diese Erfahrung gefehlt, um höflich, aber bestimmt darauf hinzuweisen, dass dies weder Ort noch Zeit für ein Elterngespräch war....


Ach ja, und Rauchwaren hab ich dann auch keine gekauft, da ich quasi bis zum Auto eskortiert wurde!